In eigener Sache: DIE ZEIT über Weinblogs
Im Online-Bereich der von mir sehr geschätzten und abonnierten Wochenzeitung DIE ZEIT findet man in der Rubrik Lebensart - Essen & Trinken regelmäßig tiefsinnige und gut recherchierte Artikel von und für Hedonisten. Unter Anderem gibt dort der Grand Seigneur der deutschen Gourmet-Szene, Wolfram Siebeck, regelmäßig sein Wissen preis, aktuell in einer Serie über die neue Lust auf Fleisch. Außerdem findet man gleich zwei Gourmet-Blogs, den Rezeptor und Nachgesalzen, dessen einer Co-Autor kein Geringerer ist als Vincent Klink. Das Thema des heutigen Leitartikels Verkostung im Netz ist ein mir sehr nahe stehendes: Weinblogs. Warum finde ich das hier erwähnenswert? Nun, die ZEIT beschäftigt sich einmal mehr liebevoll-ironisch mit den Besonderheiten der Bloggerszene, und das in einer Weise, die mir zu hundert Prozent aus dem Herzen spricht.
Schon der erste Absatz könnte in meinem Blogger-Manifest stehen: "Wein zu trinken ist die eine Sache, über ihn zu reden eine andere. Menschen, die gern und viel über Wein reden, nerven meistens. Vor allem, wenn sie gern von Weinen erzählen, die man sich selber niemals leisten kann. Oder mit Vokabeln um sich werfen wie "Terroir", "mineralisch", "komplex", "Nachhall" und "Potenzial"." Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich las, "die Autoren berichten darin, was sie gerade wieder so weggetrunken haben". Fühlte ich mich ertappt? Ein bisschen vielleicht, aber eigentlich nicht. Es hat mich darin bestärkt, meine Beiträge weiter bei mankannsessen zu schreiben und nicht bei einem Weinblog. Jedenfalls nicht, solange ich dort Beiträge lesen muss wie (ich sag jetzt nicht, woher): "Transparentes Rubinrot, mit einer leichten Wasserrandaufhellung. ... erinnernd an sahnige Vollmilchschokolade, mit nur leichter Toastwürze, dahinter eine eher kühle rote Beerenfrucht und – deutlich – ein kräutriger Geruch. Im Antrunk leicht schokoladig, der Wein hat aber nur wenig Schmelz, wieder viel Kräuter und kühle rote Beeren ... Junge, etwas zu resche Säure, die gegenüber der Struktur des Weines etwas zu dominant wird ... Recht sanftes und saftiges Tannin. Am Gaumen zeigt sich zunächst eine leicht kräutrig-pfeffrige Schärfe, bevor der Wein dann die Holz und – insbesondere – die Kräuternoten betont; seine Frucht hält sich auch hier eher schlank zurück. Deutlich mittellang im Abgang ..." Solche Beiträge haben oft eins gemeinsam: Sie werden nie kommentiert. Was will man dazu auch sagen? Wenn ich über Wein schreibe, will ich weder Expertenwissen - das ich nicht habe - zum Besten geben, noch Verkaufsschauen veranstalten, sondern einfach nur Anregungen für passende Weine zu unseren Rezepten geben. Und auch wenn es offensichtlich ist, dass Rezepte hier mehr Leser und Kommentatoren finden als Weinempfehlungen: Solange Ihr sie nicht völlig ignoriert, werde ich hier weiter welche schreiben.
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