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Frankenwein einmal anders: Frank & Frei 2009

von weinnase
29. Juli 2010

Frank & Frei 2009
Fränkischer Müller-Thurgau im Bocksbeutel, möglichst noch mit verschnörkelter Schrift und bräunlichem Etikett, das war jahrezehntelang ein Monument deutscher Weinbau-Tradition. Frankenweine hatten zwar bei Kennern schon immer einen guten Ruf, weil sie auch in der Phase, als deutscher Wein wie Limonade schmeckte, immer trocken - der ungeübte Weintrinker sagt "sauer" - gewesen sind. Als Kultwein taugten sie jedoch nie, dafür war ihr Image viel zu konservativ. Dazu kam: Wer etwas auf sich hielt, trank lange Zeit lieber "Pinno gritschio", Prosecco oder eben Riesling, aber auf gar keinen Fall Müller-Thurgau. Diese Rebsorte ist das Synonym für deutschen Schlotzerwein. Wikipedia charakterisiert sie treffend als anspruchslos, kaum ausbaufähig und als Lieferant großer Erntemengen für Massenweine. Auch das jüngst erfolgte Re-Branding als "Rivaner" änderte daran nicht sonderlich viel.

Siebzehn befreundete Winzerinnen und Winzer aus Franken wollten das nicht auf sich sitzen lassen und ließen bei ihrem Projekt keinen Stein auf dem anderen, die traditionelle Müller-Thurgau-Rebe wurde sozusagen völlig neu eingekleidet. Nicht Bocksbeutel, sondern Bordeauxflasche. Kein Korken, sondern Drehverschluss. Keine Schörkel auf dem Etikett, sondern ein puristisches Logo auf modernem, rostrotem Hintergrund. Und in der Flasche kein "saurer" Wein, sondern eine faustdicke Überraschung. Wer diesen Wein kostet, nimmt an einem aufregenden Modernisierungs-Experiment teil.

Die Siebzehn gründeten das Label Frank & Frei, ein schönes Wortspiel um die Begriffe Franken und Freiheit, die etymologisch verwandt sein sollen, und verpflichteten sich einem modernen, zeitgemäßem Weinstil, ohne dabei sämtliche Traditionen abzuschütteln. Dabei muss jeder Wein, der aufgenommen werden will, den wohl brutalstmöglichen Qualitätstest, eine Blindprobe, überstehen. Das Konzept scheint aufzugehen, denn die Truppe räumt eine Auszeichnung nach der anderen ab. Der hier verkostete Wein soll laut Vertriebspartner Jacques' Weindepot dabei einen Spitzenplatz belegt haben. Die Farbe verleugnet die Rebe nicht, sie ist blassgelb mit leicht grünlichem Schimmer.

Das Bouquet dagegen hätte man schon mal so nicht erwartet: Blumig, neudeutsch "floral", nach einem ganzen Korb gelben, teils tropischen Früchten duftend, macht es neugierig auf den ersten Schluck. Am Gaumen dann die nächste angenehme Überraschung: Das Mundgefühl ist perlig, man schaut unwillkürlich nach, ob der Wein moussiert (tut er nicht). Das wird an der gut dosierten Säure (6 g/l) liegen. Die leichte Restsüße von 4,7 g/l und die moderaten 12,5% Alkohol sorgen zusammen dafür, dass er insgesamt eher leicht, lebendig und unkompliziert daherkommt, mit einer angenehm weichen - ich mag in diesem Zusammenhang das Wort "cremig" - Charakteristik. Man erhält den Frank & Frei Müller-Thurgau 2009 in der aktuellen Aktion bei Jacques für faire 6,95 Euro. Wer neugierig geworden ist, sollte sich beeilen, die Aktion geht nur noch bis Ende Juli.

Dieser Wein passt zu ...

... allen Gerichten, die sich mit einem leichten, fruchtigen Weißwein vertragen. Wir hatten dazu ein mildes chinesisches Hähnchengericht, mit dem er sehr gut harmoniert hat. Aber auch solo wird man viel Freude an ihm haben.

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