Foodblog - Gehoben, aber nicht abgehoben

Auch das noch: Deutsche sparen beim Wein - und andere Trinkgewohnheiten

von weinnase
06. August 2010

Da denkt man und liest man überall, die Wirtschaftskrise sei vorbei, und dann das: Die Deutschen sparen beim Wein! Das hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Weininstituts ermittelt. Danach sank der Umsatz im ersten Halbjahr diesen Jahres um sechs Prozent. Dieser Sachverhalt allein wäre ja noch verständlich. Aber die Deutschen sparten nicht nur bei der Menge, sondern auch bei der Qualität. Denn die Menge der verkauften Flaschen sank nur um 2%, der Einbruch traf also vor allem Winzer und Fachhandel. Und das trotz mühevoller, detaillierter Aufklärungsarbeit wie in diesem Blog. Das ist schon frustrierend.

Eine weitere interessante Information aus diesem Bericht: Der Durchschnittspreis für eine Flasche Wein beträgt im Fachhandel sechs Euro pro Liter, im Lebensmittelhandel dagegen nur durchschnittlich 2,47 Euro - pro Liter !!! Das sind ganze Eins Fünfundachtzig pro Flasche. Hallo? Was ist los mit Euch da draußen? Pfeift Ihr Euch das Zeug nur rein, um betrunken zu werden? Wahrscheinlich, denn sonst würd's Limonade ja auch tun.

Und dann muss man noch Zitate lesen wie das der DWI-Geschäfts­führerin Monika Reule: "Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten achteten die Verbraucher im ersten Halbjahr beim Weineinkauf offensichtlich wieder stärker auf den Preis". So ein Unsinn! Wenn es denn so wäre, dass man durch aggressives Preisvergleichen beim Weinkauf Geld sparen könnte. Aber leider ist es nun mal nicht möglich, zu Preisen deutlich unter 5 Euro pro Flasche genussfähigen Wein zu produzieren. Das schaffen nicht mal die Chinesen, angeblich das Land mit der größten Rebfläche der Welt. Die Verbraucher "achten nicht auf den Preis", sie haben kein Qualitätsbewusstsein, das muss einfach mal so hart gesagt werden.

Aber ich sehe schon, ich werde zu emotional. Also zurück zur Sachlichkeit. Immerhin ist Weinkauf ja freiwillig. Und wenn so viele Landsleute nicht bereit sind, für qualitativ ansprechenden Wein Geld auszugeben, dann ist das eben so. Bei den festen Nahrungsmitteln ist es ja leider auch nicht anders, zumindest in Deutschland. Warum wohl geben Franzosen und Italiener, bei ansonsten niedrigerem Lebensstandard, doppelt so viel Geld für Lebensmittel aus als die Deutschen, sind dabei aber viel schlanker? Es gibt noch viel Arbeit für uns Foodblogger ...

Aber es gibt auch Lichtblicke. Die GfK hat nämlich auch herausgefunden (Pressemitteilung von 2010, Quelle leider nicht mehr verfügbar), dass für 43% der Westeuropäer Wein das beliebteste alkoholische Getränk ist, deutlich vor Bier mit 34%. Was ich nicht gedacht hätte, ist, dass Wein so einen Schlag beim weiblichen Geschlecht hat. Reduziert auf die männlichen Befragten ergibt sich nämlich für Bier Platz eins mit fast 50%. Dabei ist die Verteilung in den verschiedenen westeuropäischen Ländern durchaus unterschiedlich, und teilweise überraschend. Oder wer hätte gedacht, dass die Hälfte der Spanier am liebsten Bier, oder sagen wir lieber Cerveza, trinkt? Von den Deutschen trinken immerhin 40% am liebsten Wein - oder das, was sie dafür halten ...

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