Aldi-Check: Crémant de Bourgogne Rosé Grande Réserve
Letzte Woche war es mal wieder Zeit für einen Aldi-Check: Aldi Süd hatte einen Aktions-Crémant im Angebot, mit dem anspruchsvollen Namen Crémant de Bourgogne Rosé Grande Réserve Brut. Wie bei Aldi üblich ohne nähere Angaben zum Hersteller, pardon Winzer. Von den Aktionsweinen von Aldi halte ich in der Regel nicht viel, wie hier schon mehrfach erwähnt. Die Schaumweine dagegen haben mich zuletzt immer angenehm überrascht, z.B. der Marquis de Beaucel Crémant de Loire. Der liegt mit 5,99 Euro zwar deutlich über den Aldi-üblichen Preisen, ist sein Geld aber absolut wert.
Der Crémant der Bourgogne Rosé Grande Réserve Brut von Aldi Süd ist exakt genauso teuer, allerdings kosten Kreszenzen mit dieser Herkunftsbezeichnung schon mal locker das Doppelte, das hat mich neugierig gemacht. Den Ausschlag gab das "Brut", was bekanntlich bedeutet, dass der Sekt maximal 15 g Zucker pro Liter enthält, mit anderen Worten knochentrocken ist. Andere Sekte vertrage ich leider nicht, da ich davon Kopfschmerzen bekomme. Je weniger Zucker, desto besser. Also flugs eine Flasche gekauft und probiert.
Das Ergebnis lässt sich mit einem Wort beschreiben: "Schade". Was am Anfang vielversprechend daherkommt, mit einer ansprechenden Verpackung und einer vornehm blassrosa Farbe sowie einer selbstbewussten Beschreibung auf der Aldi-Website, kann sein Versprechen leider nicht halten. Das Bouquet ist bestenfalls dezent zu nennen, für einen Crémant jedenfalls ist es auffallend unauffällig. Von den angekündigten Erdbeer-, Himbeer- und Kirscharomen habe ich kaum etwas erkennen können, weder mit der Nase noch am Gaumen.
Das Mundgefühl war eher grobperlig, so wie bei Cola, jedenfalls keine Spur von dem Crémant-typischen feinen Prickeln. Säure war zwar vorhanden, hinterließ aber ebenfalls kaum einen bleibenden Eindruck im Mund. Ich tue mich sehr schwer, dem Geschmack irgendwelche Assoziationen zu verleihen, denn der Eindruck, den dieser Crémant vermittelt, ist leider sehr diffus und oberflächlich. In meinen Verkostungsnotizen finden sich nur Begriffe wie "banal" und "nicht nachhaltig".
Leider komme ich nicht umhin, den Wein - wieder einmal bei Aldi - als typisches Discounter-Produkt zu bezeichnen: Hochgerüstetes Äußeres, auf den ersten Blick klingen die Charakteristika an, die der Name verspricht, aber dann ... keine Frucht, kein Charakter, keine Tiefe, keine markante Säure, keine Ecken und Kanten, an denen die Geschmacks-nerven hängen bleiben. Stattdessen Augenwischerei und weichgespülter Mainstream, vermutlich aus zweitklassigen Weinen zusammengecastet. Außerdem hatte ich nach dem Genuss von etwas mehr als einer halben Flasche am nächsten Tag ein unangenehmes Gefühl im Kopf, was mir bei gut gemachtem Crémants in dieser Preisklasse normalerweise nie passiert.
Fazit
5,99 Euro sind kein Pappenstiel, vor allem für einen Sekt von Aldi. Dafür bekommt man deutlich bessere Schaumweine, und für ein wenig mehr gibt es sogar schon richtige Winzersekte, die ihr Geld auch wert sind. Es gilt also einmal mehr: Geschenkt gibt's nix. Wenn schon Sekt von Aldi, dann sollte man noch etwas Kleingeld dazulegen und sich den recht passablen Champagner Veuve Monsigny gönnen, oder gleich beim Crémant de Loire oder beim Cava bleiben, der ein umgelabelter Freixenet sein dürfte.
Sehr bedauerlich, dass fast alle einschlägigen Portale den Werbetext von der Aldi-Seite völlig unverändert kopieren. "Am Gaumen ist dieser Wein sauber und saftig mit feiner Frucht" - LOL! Ob es sich bei einem Aldi-Aktionswein um ein Schnäppchen handelt, dafür reicht übrigens fast immer ein einfacher Test: Wenn er am übernächsten Tag in allen Aldi-Märkten vergriffen ist, dann war er gut. Von diesem Crémant war jedenfalls letzten Samstag noch reichlich da ... Mein Fazit: Kauft Euch für das Geld lieber eine halbe Kiste Bier, da habt Ihr mehr davon. Oder nehmt statt zwei Flaschen nur eine, dafür aber einen richtigen Crémant de Bourgogne.
Kommentare
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