Ochse-was? Auxerrois 2009 Kabinett von Menges
Heute haben wir es wieder mal mit einer echten Rarität zu tun. Allein der Name klingt schon exklusiv: Auxerrois hört sich nicht nur französisch an (Aussprache etwa "Ochseroa"), die Rebe soll aus der zwischen Paris und Dijon gelegenen französischen Grafschaft Auxerre stammen. Wikipedia weiß über die Auxerrois sehr genau Bescheid, danach soll es weltweit nur etwa 2500 Hektar davon geben. Zum Vergleich: Die eng verwandte Chardonnay bringt es auf 175.000 Hektar. In Deutschland sind es gerade mal 177 und im badischen Kraichgau immerhin 26 Hektar Auxerrois. Wenn man einen badischen Auxerrois im Glas hat, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass er vom Weingut Menges stammt. Und wenn es dann noch der frisch abgefüllte 2009er ist, darf man sicher sein, einen Spitzenwein zu einem sensationellen Preis-Leistungsverhältnis vor sich zu haben.
Die Auxerrois ist wie die Chardonnay eine Kreuzung aus Weißburgunder und der mir bis dato völlig unbekannten Gouais Blanc (dt. "Heunisch"), sie gilt wegen ihrer Frostanfälligkeit als schwierig zu kultivieren. Sicher einer der Gründe, warum sich in Deutschland nur wenige Winzer an diese Sorte herantrauen. Das ist eigentlich sehr schade, denn der Wein, den sie erzeugt, ist ungewöhnlich fein und elegant. Der Menges Auxerrois ist ein Qualitätswein mit Prädikat, und das hat er auch verdient. Scherz beiseite, es ist ein Kabinett, was bedeutet, dass der Most ordentlich Oechsle-Grade, also Dichte hatte, in Baden mindestens 76°. Er präsentiert sich mit der rebsortentypischen blassgelben Farbe. In der Nase ist er intensiv blumig und fruchtig, das Aromengedächtnis produziert Assoziationen an weiße Pfirsiche, Mango und sogar Kokos. Wer übrigens die Unterscheidung zwischen weißen und gelben Pfirsichen affig findet, muss beide mal probiert haben, zwischen beiden Geschmäckern liegen Welten. Am Gaumen zeigt sich der Wein cremig und irgendwie nussig mit einer feinen Säure (5,0 g/l). Dabei ist er dicht, konzentriert, insgesamt sehr ähnlich der Viognier. Ein sehr moderner Wein zu einem sehr moderaten Preis, Menges verlangt ganze 5,50 Euro pro Flasche, ein echtes Schnäppchen. Mir fällt es schwer, meine Begeisterung in angemessene Worte zu fassen, aber als Blogger muss man das ja können. Also: Der Wein ist für mich ein echter Geheimtipp. So viel Raffinesse, Körper und Charakter bei einem eigentlich "kleinen" Wein - unglaublich. Für mich die Entdeckung des Jahres, ohne Übertreibung.
Dazu passt ...
... sicher jedes leichte Gericht mit Geflügel oder Pasta. Bei uns war es Harry's Special, das köstliche DDR-Revival-Rezept mit gefüllter Hähnchen-Roulade. Schade, dass es den Auxerrois in der DDR seinerzeit nicht gab, er ist ein idealer Begleiter dafür.
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