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Außer Konkurrenz: Dr. Benz Résumé 2007

von weinnase
01. Juni 2011

Dr. Benz Résumé 2007
Über geschenkte Weine blogge ich am liebsten. Das ist Genuss ohne Reue. Man kann sich voll auf den Wein konzentrieren, ohne sich Gedanken über das Investment zu machen. Schmeckt er, ist die Freude doppelt groß, und man denkt dankbar an den Schenker zurück. Schmeckt er nicht - egal, dann hat man wenigstens kein Geld verschwendet. Es mag ja auch gute Freunde geben, die sich nicht mit Wein auskennen. Beim Dr. Benz Résumé 2007 stellte sich die Frage "schmeckt oder nicht" glücklicherweise nicht. Wohl dem, der gute Freunde oder nette Verwandte hat, die zum Lager der Connaisseure zählen. Der Résumé 2007 ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Regent und stammt nicht aus Frankreich, sondern aus dem südbadischen Kenzingen-Bombach. Das macht neugierig, und das völlig zu Recht.

Der Résumé wird den hohen Erwartungen absolut gerecht. Bereits im Glas glitzert er in einem verführerischen transparenten Rubinrot. In der Nase macht sich ein dezenter Vanilleton bemerkbar, der den Ausbau in neuen Barriques verrät. Dazu kommt etwas Bittermandel, Kirsche und Menthol. Keine typischen Cabernet-Noten also, das Bouquet hat eher italienischen Charakter.

Bei deutschen Weinen aus der Cabernet-Sauvignon-Rebe bin ich eigentlich grundsätzlich skeptisch, da ich ein großer Fan des so genannten Terroirs bin, also dem Zusammenspiel aus lokalen Klima- und Bodenverhältnissen mit ortsüblichen Rebstöcken. Beim Résumé aus dem Hause Dr. Benz allerdings gehört noch Regent dazu, eine deutsche Hybridzüchtung. Solche Cuvées sind innovativ und deshalb für mich immer besonders interessant.

Auch was Barrique-Weine deutscher Provenienz angeht, bin ich eher vorsichtig. Es gibt manche Winzer, die damit ihre eher ausdruckslosen Kreszenzen hochputschen wollen und dabei wahre Wein-Frankensteins mit massiver Vanille-Schlagseite in die Welt setzen. Nicht so Dr. Benz, er hat hier offenbar das richtige Rezept und erweist sich beim Résumé (franz. für Zusammenfassung, hier vermutlich aller Talente des Winzers) als Meister seines Fachs. Dass sein Weingut Mitglied im badischen Biowinzer-Verband Ecovin ist, macht ihn um so vertrauenswürdiger.

Der Wein entfaltet am Gaumen ein filigranes Aroma mit zurückhaltenden, gut eingebundenen Anklängen von getoastetem Barrique, er ist vollmundig und elegant. Die Website des Winzers erzählt von reifer Paprika, dem kann ich mich durchaus anschließen. Dort erfährt man auch, dass der Résumé nur 0,1 g/l Restzucker enthält. Erstaunlich für einen so samtigen, runden Wein. Die feine Säure lässt ihn dabei gleichzeitig sehr lebendig erscheinen, und die doch recht stattlichen 13,5 Vol.-% Alkohol stehen ihm sehr gut.

Dazu passt ...

Die Winzer-Website (aktuell ist der Jahrgang 2011 im Angebot) gibt einige Empfehlungen hierzu, die ich gern mittrage. Ohne dieses Wissen haben wir ihn zu provenzialischer Lammkeule genossen, für die er ein würdiger Begleiter war.

Fazit

Insgesamt erinnert der Résumé trotz der von Cabernet und Merlot dominierten Cuvée eher an einen Brunello als an einen großen Bordeaux. Das auf der Website empfohlene Dekantieren habe ich mir gespart, der Wein kam bereits sehr reif und gut trinkbar aus der Flasche. Das dürfte heute für den Jahrgang 2011 umso mehr gelten. Er ist zweifellos das Flaggschiff des Weinguts und ein großer Wein für die Freunde des Besonderen.

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Kommentare

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