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Versprechen nicht gehalten: Wolfberger Pinot Gris 2008 Rèserve Particulière

von weinnase
10. August 2011

Wolfberger Pinot Gris 2008
Eine Marke ist ein Qualitätsversprechen, lernt man als Marketing-Student im ersten Semester. Und Wolfberger ist eine Marke für elsässischen Wein, die Genossenschaft aus Eguisheim in der Nähe des hübschen Städtchens Colmar produziert auf 1200 Hektar Rebfläche 13 Millionen Flaschen Wein, Crémants und Obstbrände pro Jahr.

Bei großen Winzergenossenschaften bin ich normalerweise skeptisch, was die Qualität angeht. Mein Eindruck ist, dass einige eher ihren Umsatzzielen die höchste Priorität einräumen. Wolfberger hatte mich da kürzlich mit ihrem eleganten, knackigen Crémant d'Alsace brut angenehm überrascht. Deshalb griff ich bei meinem letzten Einkauf in Frankreich auch gern zum Wolfberger Pinot Gris 2008 Rèserve Particulière, im Sonderangebot für 4,99 Euro. Auch, da die goldene Banderole prämierte Qualität signalisierte. Um es vorwegzunehmen: In diesem Fall hat die Marke ihr Qualitätsversprechen leider nicht gehalten.

Weine aus der Rebsorte Pinot gris, auf italienisch Pinot grigio, auf deutsch Grauburgunder oder Ruländer, gibt es in verschiedenen Ausbaustilen. Lange Zeit war in Deutschland eher der schwere, süßliche Typus mit hohem Alkoholgehalt üblich, vermarktet fast durchgängig als reinsortiger Ruländer. Die Rebe war aber auch schon immer zu eleganteren Weinen fähig, was die "Pino gritschios" aus Italien, in den Achtzigern der Modeweißwein der Schickeria, unter Beweis stellten.

Die Namensverwandtschaft zum Spätburgunder bzw. Pinot noir ist dabei nicht zufällig, der Grauburgunder ist eine Mutation der roten Edelrebe. Die deutschen Gewächse präsentieren sich seit einiger Zeit zwar immer noch sehr fruchtig, aber deutlich filigraner und säurebetonter. Um sich von ihren fetten Verwandten auch namentlich abzusetzen, heißen sie seitdem fast nur noch Grauburgunder. Auch der Pinot gris aus dem Elsass liegt typischerweise näher an der italienischen Variante.

Der Wolfberger Pinot gris 2008 verfügte denn auch erwartungsgemäß über eine dezente Frucht und eine eher zurückhaltende Süße. Allerdings war das das einzig Positive, was ich mir zu diesem Angebot gemerkt habe. Der Rest war leider ziemlich unspektakulär: Das Bouquet war wenig aufregend, die sortentypischen gelben Früchte konnte man allenfalls erahnen. Die Säure war eher flach statt erfrischend, der Wein hätte mit dieser Ausstattung das Jahr 2011 kaum überstanden. Vermutlich war er deshalb im Angebot.

Zu all dem gesellte sich auch noch ein penetranter Bitterton, den ich eher bei den zusammengepantschten Cuvées von Discounterweinen gewohnt bin. Jedenfalls kam die Flasche flugs wieder vom Tisch und ab in die Küche, wo der Inhalt am nächsten Tag immerhin noch bei einer passablen Sauce behilflich sein durfte. Mittlerweile weiß ich auch, dass "Rèserve Particulière" schlicht "besondere Reserve" heißt. Nur Marketing-Bling-Bling also, für Weinklassifizierungen absolut nichtssagend. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Schon gar nicht bei Weinetiketten.

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