Foodblog - Gehoben, aber nicht abgehoben

3Klang 2008, Weingut Ihle, Rauenberg/Kraichgau

von weinnase
24. Juli 2012

Ihle 3klang
Dass auch deutsche Winzer heutzutage gehaltvolle, dichte Rotweine produzieren, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass dies angeblich an der Klimaerwärmung liegt, ist dagegen in meinen Augen blanker Unsinn. Das Klima in Deutschland ist kaum messbar wärmer geworden, das merkt man ja dieses Jahr mal wieder ganz deutlich. Wenn überhaupt, dann findet die Erwärmung im globalen Durchschnitt statt. Aber lassen wir das, hier ist ein Gourmet-Blog und nicht Greenpeace.

Der eigentliche Grund für immer mehr gute deutsche Rotweine liegt schlicht darin, dass die hiesigen Winzer sich zum Einen die Techniken ihrer Kollegen aus dem Ausland und aus Übersee abgeschaut haben. Und zum Anderen gibt es mittlerweile für diese Weine auch einen Markt, sprich der deutsche Weintrinker honoriert zunehmend die Bemühungen heimischer Winzer, indem er für einen guten Rotwein lokaler Provenienz auch mal zehn Euro und mehr zu zahlen bereit ist.

Die Winzerfamilie Ihle aus dem kurpfälzischen Rauenberg hat diese Erkenntnis konsequent umgesetzt. Kellermeister Andreas Ihle hat sein Wissen in Südafrika auf den neuesten Stand gebracht. Sein Lemberger Alte Reben und der Spätburgunder Barrique sind seit jeher Monumente badischen Rotweinbaus jenseits des klassischen Spätburgunders. Außerdem begann Ihle vor einigen Jahren mit dem Versuchsanbau der eigentlich südfranzösischen Syrah-Rebe auf seinen Parzellen. Das Ergebnis ist seit 2008 käuflich zu erwerben, und zwar in verschiedenen Ausbaustufen. Neben einer reinsortigen Syrah-Abfüllung führt Ihle in seinem Sortiment noch zwei Cuvées mit Syrah-Anteil. Eine davon, den 3Klang 2008, schaute ich mir neulich genauer an.

3Klang steht in der Musik genauso wie in Andreas Ihles Wein-Harmonielehre für den harmonischen Akkord dreier Töne, bzw. Rebsorten. Die genaue Zusammensetzung seiner Cuvée verrät Ihle nur mündlich. Ein Drittel macht auf jeden Fall die Syrah-Rebe aus, die beiden anderen bilden zu jeweils gleichen Teilen, wenn ich mich recht erinnere, Lemberger und Spätburgunder.

Das Ergebnis ist ein dichter, gehaltvoller Rotwein von rubinroter Farbe mit weichen, sanften Tanninen, die aufgrund des mittleren Alters dieses 2008ers schon etwas abgeschliffen sind. Man ahnt außerdem ganz dezente Röstaromen, die von einem älteren Barrique stammen dürften.

Der Wein ist zwar als trocken deklariert, aber doch eher süffig, dabei mit 12,5% Alkohol nicht zu schwer. Von den vielschichtigen Aromen finden sich vor allem Cassis, Brombeer und Bitterschokolade im Vordergrund, umrahmt von einem würzigen, fast pfeffrig zu nennenden Mundgefühl.

Der harmonische Eindruck wird nur ganz leicht getrübt von kleinen Säurespitzen, in diesem Punkt könnte die Balance noch etwas besser sein. Ich vermute, dass es sich dabei um ein paar nicht ganz eingebundene Tannine handelt. Eine weitere Verkostung dieses Jahrgangs zu einem späteren Zeitpunkt wird hier Klärung bringen.

Wie es sich für einen Rotwein mit Anspruch geziemt, verabschiedet sich der 3Klang mit einem langen "Abgang", er macht im wahrsten Wortsinne warm ums Herz. Insgesamt ist er ein besonders gut gelungener Repräsentant des neuen deutschen Rotweinbaus, für die man gerne die verlangten 9,80 Euro pro Flasche (Jahrgang 2016) bezahlt.

Dazu passt...

Der 3Klang vom Weingut Ihle trinkt sich übrigens, wie man vielleicht auf dem Foto erahnen kann, auch an warmen sonnigen Sommerabenden auf der Terrasse ganz hervorragend, z. B. zu Gegrilltem oder Pasta. Zu der kürzlich hier vorgestellen Pasta mit Lamm-Minz-Tomaten-Sugo jedenfalls war er ein perfekter Begleiter.

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