Sexy Wein aus Portugal: Fitapreta Sexy red 2012 und white 2013
Als ich diese Weinflaschen das erste Mal gesehen habe, dachte ich spontan: Der Winzer traut sich was! Puristisches Etikett, edler Perlmuttglanz, und dann diese Farben - und dieser Name! Eigentlich bin ich bei solchen Verpackungen ja immer ziemlich skeptisch, oft genug sollen sie zum Kauf verleiten und vom eher dürftigen Flascheninhalt ablenken. Aber erstens guckt man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul - die Weine sind eine freundliche Gabe des auf portugiesische Weine spezialisierten Marburger Weinhauses Ovinho - und zweitens, warum soll eine Flasche Wein nicht innen und außen interessant sein?
Beim Winzer handelt es sich um den 35 Jahre jungen Antonio Mancanita vom Weingut Fitapreta (dt. schwarzes Band) im portugiesischen Alentejo. Die Region ist mir schon mehrfach durch hochwertige, spannende und eigenständige Weine aufgefallen, und Mancanita hat in der Vergangenheit sehr gute Bewertungen von Wine Spectator & Co. für seine Kreszenzen eingefahren. Gründe genug, sich seinen Weinen unvoreingenommen zu nähern.
Fitapreta Sexy white 2013
Der weiße Sexy ist gekeltert aus einer wie ich finde sehr interessanten Cuvée von je einem Drittel der international bekannten Sauvignon Blanc und den autochthonen Rebsorten Roupeiro und Antão Vaz. Jörg Rekate von Ovinho bezeichnet sie in seinem Webshop (Link auf den 2018er) als ausgewogen, ausdrucksstark, fruchtig und körperreich, was ich ohne Einschränkungen gelten lasse. Der Wein ist finessenreich und entwickelt sich in der Nase und am Gaumen beim langsamen Erwärmen spannend. Seine Farbe ist eher unspektakulär, ein blasses Graugelb.
Ganz anders das Bouquet, ich nahm komplexe Aromen wahr, darunter gelbe Früchte und leichte mineralische Noten. Für den Geschmacks-eindruck, oder besser die Eindrücke sind mir nach und nach ein ganzes Dutzend Begriffe eingefallen, da jedes Glas etwas anders schmeckte, dabei waren gehaltvoll, süffig, fruchtbetont, dezente Säure, Apfel, Aprikose, grasig-grüne Noten (bestimmt vom Sauvignon), rund, harmonisch und am Schluss sogar Rosenaroma.
Ich empfehle, den Sexy white nicht zu kalt zu trinken, 10-12 °C erscheinen mir optimal. Mit 13% ist er kein Leichtgewicht, lässt sich aber problemlos solo trinken und bekommt sicher auch an warmen Tagen auf der Terrasse vorzüglich. Auch zu würzigen Fischgerichten wie z. B. diesem kann ich ihn mir gut vorstellen. Jörg Rekate verkauft ihn für 9,18 EUR die Flasche.
Fitapreta Sexy red 2012
Der rote Sexy kommt kein Stück weniger originell daher, eher noch verruchter: Die Farben invers zum Etikett für den Weißen, also ein knalliges Pink als Grundfarbe. Die Cuvée besteht ähnlich wie beim Weißen aus einer Vermählung von autochthonen Sorten, nämlich 50% Touriga Nacional und 25% Aragonês, mit international renommierten Reben, hier 15% Cabernet Sauvignon und 10% Syrah. Jörg Rekates Kommentar dazu: "Ein sehr guter Wein in einer Verpackung, die die Geister scheiden lässt. Charmant, rund, trocken, ausdrucksstark und fruchtig, 14,5%." Da fehlt nur noch die Linie zum Unterschreiben. Das sehen offenbar auch andere so, der Wein wurde schon dreimal für den von Sommelieren und dem Weinportal Wines of Portugal organisierten PR-Event 50 Great Portuguese Wines ausgewählt.
Im Glas gibt er sich geheimnisvoll mit einer tief dunkelrot-violetten Farbe, stark an Kirschsaft erinnernd. Dass man hier einen ungewöhnlichen Wein vor sich hat, merkt man spätestens am Bouquet. Ich habe lange überlegt, bevor ich mir die Begriffe malzig, animalisch und Brioche notiert habe, der Wein duftet tatsächlich nach Röstbrot. Am Gaumen gibt er sich extraktreich, gehaltvoll, samtig, weich. Die schöne Säure sorgt für ein sehr angenehmes Mundgefühl. Die Brioche findet sich hier wieder, auch rote Grütze ist mir noch eingefallen. Der rote Sexy hat einen langen Nachhall, die Tannine sind unaufdringlich.
Der Wein öffnet sich nach dem Entkorken nur langsam und sollte daher dekantiert werden. Ein zweiter guter Grund dafür: In der Flasche befand sich bei mir eine gute Portion Weinstein-Sediment - erstaunlich bei einem Wein dieser Kategorie! Als Trinktemperatur empfehle ich 16-18 °C. Bei Ovinho erhält man diesen sehr überzeugenden, spannenden und nicht alltäglichen Wein für angemessene 10,33 EUR pro Flasche (Link auf dem 2018er). Den 2012er gibt’s auch noch, allerdings “nur” als Magnum. Er ist ein guter Begleiter zu mediterranen Gerichten, macht aber auch solo eine Menge Spaß. Außerdem ist er einer der Rotweine, die auch zu Süßem gut schmecken. Ich habe aus Jux ein Nougat-Ei und einen Oreo-Keks dazu gegessen, dessen Malznoten ergaben mit dem Wein eine faszinierende Geschmackskombination.
Fazit
Sind diese Weine nun auch "sexy"? Ach, warum nicht, es sind gut gemachte Gaumenschmeichler, die man nicht alle Tage bekommt, und die durchaus Anziehungskraft entwickeln, wenn man sich ihnen nähert. Außerdem haben sie einen hohen Wiedererkennungswert, zumindest den Namen vergisst man nicht so schnell. Sogar den Preis finde ich angesichts der gebotenen Qualität ziemlich "sexy".
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