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Weinvergleichstest Teil 4: Portugiesische Rotweine aus dem Alentejo

von weinnase
19. März 2010
Weine von ovino.de

Der nächste Weinvergleichstest steht an, diesmal mit einem meiner Lieblingsthemen: Portugiesische Rotweine. Portugal ist hierzulande den meisten immer noch vor allem durch den Portwein und evtl. durch Madeira (das Getränk und die Insel) bekannt. Doch allmählich spricht sich herum, dass Portugal auch andere exzellente Weine zu bieten hat. Das Besondere daran ist, dass es in Portugal hunderte von autochthonen Rebsorten mit so klangvollen Namen wie Alfrocheiro, Castelão oder Trincadeira gibt. Die Angaben über die Anzahl schwanken, das Online-Magazin Wein-Plus z.B. spricht von ca. 300.

Diese Vielfalt ist tragischerweise auf die wirtschaftliche Isolation Portugals in den Zeiten, als dort Diktatur herrschte (1926 bis 1976), zurückzuführen. Des einen Leid ist des anderen Freud: Seit dem Beitritt zur EU 1986 entwickelt sich der portugiesische Weinbau ähnlich dem Spaniens in großen Schritten. Dadurch, dass die meisten portugiesischen Winzer ihren heimischen Reben treu geblieben sind und sich nicht von der Cabernetmania haben anstecken lassen, sind portugiesische Weine von einer einzigartigen Charakteristik.

Die Probanden dieses Tests stammen allesamt aus der Region Alentejo und wurden uns freundlicherweise gesponsort vom Online-Shop O Vinho. Der Shop ist auf portugiesische Weine spezialisiert, er hat mehr als 200 davon im Angebot und zählt damit nach eigenen Angaben zu den drei größten Fachhändlern für portugiesische Weine in Deutschland.

Die Kandidaten

Herdade de Perdigao - Terras de Montfonte 2007

Der Terras de Montfonte war, obwohl 13,5 Vol.-% schwer, der leichteste der drei Testkandidaten. Aus einer Cuvée von Aragonez, Trincadeira, Alfrocheiro und etwas Cabernet komponiert, durfte er 8 Monate in französischen Barriques reifen. Er präsentierte sich im Glas mit einem dunklen Zinnoberrot und einem etwas eigenwilligen Bouquet mit fruchtigen, aber auch irgendwie mineralisch-schwefligen Anklägen, allerdings nicht unangenehm. Im Geschmack zeigte sich das für viele rote Portugieser (nicht die Traube, sondern die Herkunft ist hier gemeint) typische fruchtige Kirscharoma. Ich konnte es bisher nicht sicher einer Traubensorte zuordnen, meine aber, es ist die Alfrocheiro, die dafür sorgt. Die gut eingebundenen Vanille- und Röstaromen des Barrique sorgen zusammen mit der feinen Säure dafür, dass der Wein zwar eher leicht, aber keineswegs konturlos, sondern elegant und bekömmlich daherkommt. Wir genossen ihn zu Roggenbrot mit Auberginentatar. Leider ist er aktuell im Handel nicht erhältlich.

Herdade de Perdigao - Vinha do Almo 2006

Der Vinha do Almo stammt wie sein Vorgänger im Test von der Herdade (dt.: Bauernhof) de Perdigao, und seine Cuvée enthält wie dieser Aragonez (übrigens der portugiesische Name für die in Spanien als Tempranillo oder Cencibel bekannte iberische Edelrebe) und Trincadeira, dazu noch Touriga Nacional. Allerdings ist er ein Jahr älter, was sich durch einen schönen rostroten Farbton bemerkbar macht. Das Bouquet gab sich zu Beginn etwas unzugänglich mit einem leicht metallischen Bittermandel-Touch, der an tanninbetonte Bordeaux-Weine erinnerte, sodass es angeraten schien, ihn noch ein Weilchen stehen zu lassen, damit der Luftsauerstoff seine Arbeit tun konnte.

Das wurde aufs Angenehmste belohnt, denn nach einer halben Stunde traten deutlich feinere Aromen nach Tabak, Kaffee und Pflaumenmus in den Vordergrund. Beim Trinken wurde einem dann richtig warm ums Herz, der do Almo demonstrierte eine lebendige Säure, feine Röstnoten und einen endlosen Nachklang. Er empfiehlt sich mit seiner mittelkräftigen Struktur und seiner leichten Restsüße als harmonischer Begleiter von Lammcarrée mit Fenchel-Stampfkartoffeln und Lakritzsauce.

Gerade wegen der Lakritzsauce hätte hier sicher auch ein schwerer australischer Shiraz eine gute Figur gemacht, aber dann wiederum hätten das zartaromatische Lammcarrée und die fein gewürzten Fenchel-Stampfkartoffeln eventuell Mühe gehabt, mitzuhalten. O Vinho verkauft den do Almo (Link auf den 2016er) für angemessene 8,79 Euro die Flasche.

Herdade dos Grous 2007

Der namenlose Tinto der Herdade dos Grous war mit 14% das alkoholische Schwergewicht des Test-Trios. Aus Aragonez, Syrah, Touriga Nacional und Alicante Bouschet komponiert, entwickelt er eine rubinrote Farbe und ein kräftiges Bouquet mit deutlichen, spanisch anmutenden Barriquenoten. Ich müsste mich jetzt wiederholen, denn wie seine Vorgänger schmeichelt er mit schönen Röstnoten, eleganter Säure und konzentrierten, würzigen Aromen.

Ein wichtiger Unterschied: Er hatte eine deutlich trockenere Note als der ein Jahr reifere do Almo. Es wäre spannend gewesen, den Vorgänger-Jahrgang dieses beeindruckenden Weins im direkten Vergleich zu kosten. O Vinho hat den 2018er Jahrgang dieses Weins für 13,36 Euro im Online-Sortiment. Angesichts der gebotenen Qualität und des zweifellos vorhandenen Reifungspotenzial erscheint auch das angemessen, den 2007er mussten wir allerdings seinerzeit als noch nicht ganz trinkfertig einstufen, da er auch nach längerer Zeit in der offenen Flasche nicht ganz das Feuer des do Almo enwickelte.

Fazit

Portugal produziert herausragende, extravagante Rotweine, die sich vorzüglich als Begleiter mediterraner Speisen eignen. Sie sind eine willkommene Abwechslung für alle, die nach authentischen Weinen abseits der globalen Cabernet- und Shiraz-Trampelpfade suchen. Alle Weine des Test-Ensembles waren uns auf Anhieb sympathisch. Vom Stil und Charakter sind sie sich relativ ähnlich, was angesichts der Gemeinsamkeiten in Cuvée und Terroir auch nicht überrascht. Testsieger war für uns der Vinha do Almo, der in allen Disziplinen überzeugen konnte und, obwohl nicht zu schwer, ein kongenialer und würdiger Begleiter unseres exotischen Menüs war, und das bei einem äußerst attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Tipp: Man sollte ihn für den optimalen Genuss kurz vor dem Trinken dekantieren.

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