Die Weine zum mankannsessen.de Weihnachts-Menü 2017, gesponsert von Weinbau Barth
Was Weingüter angeht, ist unsere Wahlheimat Kraichgau reich gesegnet. In den gängigen Internet Communities und Ranglisten prominenter Weingüter tauchen allerdings nur wenige Winzer aus dem Kraichgau auf. Für uns Weinfans ist das aber überhaupt kein Nachteil, denn was diese Region gegenüber bekannteren Weinbauregionen wie Ahr, Mosel oder Rheingau besonders macht, ist ihre große Anzahl an Geheimtipps. Wohl kein Ort ohne Postleitzahl, in dem es nicht mindestens einen Nebenerwerbs-Winzer gibt.
Dem Autor dieses Blogs sind im Umkreis von nur 3 km mindestens fünf Winzer bekannt, die einen Teil ihres Lebensunterhalts als Zahntechniker, Küchenchef und Metzger oder Musiklehrer verdienen. Die Weine dieser „Garagen-Winzer", wie sie hier liebevoll-ironisch genannt werden, kann man in aller Regel weder im Fachhandel noch in Online-Shops und schon gar nicht im Supermarkt erwerben, sondern ausschließlich beim Erzeuger vor Ort. Dies verleiht ihnen eine besondere Exklusivität und macht sie attraktiv für Liebhaber, die nach eigenständigen, puristischen Weinen abseits des Mainstream suchen.
Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir einen solchen Boutique-Winzer, wie ich sie lieber nenne, als Sponsor für unser diesjähriges Weihnachtsmenü gewinnen konnten: Volker Barth aus dem Rauenberger Stadtteil Malschenberg ist in seinem Zweitberuf - ob es sein Haupt- oder Nebenberuf ist, legt er sich nicht fest - Musiklehrer. Auf seiner brandneuen Homepage - das ist heutzutage auch für Ein-Mann-Weingüter Pflicht - steht sein wunderschöner Leitspruch „Wein ist Musik in Flaschen".
Auf Nachfrage kommt Volker Barth darüber schnell ins Plaudern: Die Weinherstellung und die Musik verlangen gleichermaßen nach Harmonie und Perfektion. Wein besteht wie Musik aus Dutzenden von fein austarierten Nuancen, die alle miteinander im Einklang stehen müssen. Dabei ist absolute Genauigkeit gefragt, denn wenn bei Hunderten von Handgriffen auch nur einer misslingt, kann das zur Ungenießbarkeit des Endprodukts führen. Faszinierende Parallelen, wie wir finden.
Konsequenterweise überlässt er bei der Weinherstellung nichts dem Zufall und unterzieht z. B. bei schwierigen Qualitätsverhältnissen das Lesegut einer mühevollen stundenlangen Handverlesung, bevor er es in den Kelter gibt. Volker Barth bewirtschaftet um Rauenberg auf gerade einem halben Hektar verschiedene regional verteilte Einzellagen ganz unterschiedlichen Terroirs, wie es in der Region häufig ist. Dabei fokussiert er sich ganz auf die Burgunderrebsorten, weil er überzeugt ist, dass diese in den vorherrschenden geologischen und klimatischen Lagen des Kraichgaus am besten gedeihen.
Übrigens füllt und vinifiziert er seine Weine tatsächlich zum Teil in seiner Garage. Das Ergebnis gibt ihm recht. Allesamt sind sie ausdrucksstarke Gewächse mit klarem Profil, einer erstaunlichen Aromendichte und individueller Finesse. Um so beachtlicher, wenn man bedenkt, dass Barth als Winzer wie viele seiner Kollegen ein reiner Autodidakt ist. Zwar hat er den Weinbau schon von Kindesbeinen an miterlebt und verfolgt, eine Weinbauschule oder entsprechende Ausbildung jedoch hat er nie besucht. Der Qualität seiner Weine tut das keinen Abbruch.
Da Volker Barth beim Weinbau konsequent auf Ertragsbegrenzung setzt, haben alle seine Weine mindestens Kabinettstufe, die meisten dürften sogar Spätlesen sein. Auf eine entsprechende Prädikatsverleihung verzichtet er, bescheiden wie er ist, ebenso wie auf die diversen Rankings von DLG, VDP, Mundus Vini, Gault Millau & Co. Will man seine Weine kennenlernen, ist man auf Mundpropaganda angewiesen. Oder man besucht eines der zahlreichen Weinfeste unserer gemeinsamen Heimatgemeinde Rauenberg, auf denen er stets präsent ist.
Nun genug der Porträtierung, kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Blogs, nämlich den Weinen, die uns Volker Barth freundlicherweise für unser diesjähriges Weihnachtsmenü zur Verfügung gestellt hat. Neu war dieses Jahr, dass wir die Auswahl der Weine nicht blind den Winzer überlassen, sondern sie in einer dedizierten Verkostung im Vorfeld gemeinsam ausgesucht haben. Dies hat nicht nur die Vorfreude nochmals gesteigert, sondern für eine besonders harmonische Weinauswahl gesorgt.
Auxerrois 2016, Weinbau Volker Barth
Unsere Vorspeise, das Sellerie-Ananas-Süppchen, war gleich ein ziemlich deftiger Kandidat, zu dem einem nicht direkt ein Burgunderwein als Begleiter eingefallen wäre. Schon gar kein Auxerrois, der Paradewein unserer Region, der für gewöhnlich feinfruchtig und filigran daherkommt und eher zu Spargel und Fischgerichten empfohlen wird. Volker Barth schraubt dennoch („ziehen" ist nicht mehr, seit wirklich auch alle renommierten Winzer ihre Weißweine in Flaschen mit Schraubverschluss abfüllen) ganz selbstbewusst einen Auxerrois dazu auf, und zwar seinen 2016er, der sich noch bei einer Verkostung im Sommer als sehr zugeknöpft präsentiert hatte.
Welche Überraschung! Der Wein hat sich in den wenigen Monaten ganz erstaunlich entwickelt. Die sehr präsenten, schon im Bouquet anklingenden Aromen von gelben Früchten harmonieren wunderbar mit der Ananas im Süppchen, und die mit der Säure schön ausbalancierte Cremigkeit des Weins kommt ausgezeichnet mit der kräftigen Sellerie zurecht. Die mittelkräftige Statur mit dem gerade richtigen Alkoholgehalt von 12,5% rundet das überzeugende Gesamtbild ab. Volltreffer! Wer wagt, gewinnt.
Volker Barth hat aktuell die Auxerrois-Jahrgänge 2018 und 2019 im Angebot, beide sind ab Weingut für faire 6,50 € die Flasche zu beziehen.
Spätburgunder „Alte Reben" Q. b. A. 2012, Weinbau Volker Barth
Der Hauptgang unseres diesjährigen Weihnachtsmenüs machte es dann besonders spannend. Schließlich galt es, einen Wein zu finden, der es mit den bärenstarken Aromen gerösteter Entenbrust und insbesondere der völlig abgefahrenen Lakritz-Sauce dazu aufnehmen konnte. Wir hatten unsere Zweifel, ob ein tendenziell doch eher elegant-filigraner Burgunder es mit diesen dominanten Geschmacksnoten aufnehmen kann. Volker Barth blieb jedoch ganz entspannt und empfahl uns ungerührt sein Renommierstück, den Spätburgunder „Alte Reben" aus dem Jahr 2012.
Dieser Wein stammt von Burgunderstöcken, die bereits in den 1970er Jahren gepflanzt wurden. Der 2012er Jahrgang hat opulente Öchslezahlen im Auslese-Bereich und konzentrierte Aromen im Gepäck, was sich in einem stattlichen Alkoholgehalt von 14% und einer für Spätburgunder enormen Dichte auswirkt. Ausgebaut wurde er mit viel Fingerspitzen-gefühl für 24 (!) Monate in Barriques. Ein echter Kraichgauer Gran Reserva also. Die gut integrierten Vanillenoten im Bouquet und am Gaumen lassen grüßen. Das Ergebnis kann mühelos mit renommierten Gewächsen aus dem Elsass oder Burgund mithalten.
Otto Normalweintrinker würde bei einer Blindverkostung wohl nie im Leben darauf kommen, einen nordbadischen Spätburgunder im Glas zu haben. Ein Monument von einem Wein, das mit den kräftigen ätherischen, Süß- und Röstaromen unseres Hauptgangs nicht nur keine Mühe hatte, sondern sich bestens mit ihnen vertrug. Ein echtes Highlight und ein wahrer Geheimtipp. Mit 15,50 € pro Flasche ist der Wein zwar kein Sonderangebot, aber jeden einzelnen Cent wert. Sicher gilt das auch für den 2018er, der aktuell ebenfalls zu diesem Preis zu haben ist.
Spätburgunder Rosé 2015, Weinbau Volker Barth
Zum Abschluss wurde es dann noch mal schwierig. Welchen Wein, um Himmels Willen, serviert man zu einer Schwarzbiercrème, in der ja vor allem Malzaromen dominieren. Da Volker Barth keinen Süßwein im Sortiment hat, entschieden wir uns für den süffigsten Wein seines aktuellen Portfolios, den Spätburgunder Rosé 2015. Als Produkt eines heißen Sommers hat dieser Rosé sehr ausgeprägte Erdbeer- und Himbeeraromen. Und er verfügt insgesamt über eine intensive Fruchtsüße, die ihn zusammen mit dem für Roséweine recht hohen Alkoholgehalt von 13,5 Vol.-% fast an Fruchtmarmelade oder Rote Grütze erinnern lassen.
Und was soll man sagen: Dem Tapferen hilft das Glück. Auch diese beiden Menü-Partner vertrugen sich bestens. Dabei tanzen die in der Crème immer noch deutlich wahrnehmbaren Bitteraromen des Schwarzbiers mit der dezenten Säure und den Fruchtaromen des Weins auf der Zunge. Für das aktuelle Angebot an Rosé-Weinen verweisen wir den interessierten Leser auf die Homepage des Weinguts.
Fazit
Wir freuen uns, feststellen zu können, dass auch für wagemutige Menüs direkt vor unserer Haustür die passenden Weine zu finden sind. Wie schön, dass es Winzer wie Volker Barth gibt. Vielen Dank noch mal von dieser Stelle für das großzügige Sponsoren-Paket. Leider hat Weinbau Barth keinen Online-Shop. Barth ist jedoch per Handy (0174-209897564) oder Mail gut erreichbar und liefert, falls erforderlich, seine Weine in der Region auch schon mal persönlich aus.
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Jahreszeiten: | Weihnachten Winter |
tags: | Winzerporträt |
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