Der Wein zum Schwein: Cappello di Prete - Salento Rosso IGT 2003
Diese Weinempfehlung war eine echte Herausforderung - und die erste, wo ich meine ursprüngliche Wahl noch nach Öffnen der Flasche revidieren musste. Ich hatte die runde Süße des dazugehörigen Gerichts, des Toskanischen Wildschweinragouts, gehörig unterschätzt. Ursprünglich hatte ich mir einen apulischen Primitivo ausgeguckt. Das dafür so typische Kirscharoma, so dachte ich, sollte vorzüglich zu der fruchtigen Würzsauce passen. Doch leider erwies sich der Wein dann doch etwas zu herb, um die Sauce richtig abzurunden. Es half alles nichts, die Flasche wurde für den nächsten Tag weggestellt. So etwas passiert halt, wenn man seinen Wein in Online-Shops bestellt und sich zu sehr auf die Beschreibung verlässt (zur Verlässlichkeit von Weinbeschreibungen siehe meinen ersten Artikel). Für Neugierige: Es war der A Mano 2007 von Fusione aus Apulien. Ich werde ihn bei einer passenderen Gelegenheit hier ausführlich beschreiben. Allerdings war jetzt Eile geboten, denn das Essen stand verzehrbereit auf dem Tisch. Die eiserne Reserve aus dem Keller musste ran: Der Cappello di Prete - Salento Rosso IGT 2003.
Wie so oft erwies sich diese Notlösung im Nachhinein als Glücksfall. Zwar war auch dieser Wein aus Apulien und nicht aus der Toskana. Aber was man dort kann, kann man in der aufstrebenden Weinregion Apulien schon lange. Der Cappello di Prete (ital. für "Priesterhut") überraschte schon beim Einschenken mit einer rostroten Farbe, das Kennzeichen reifer Rotweine. Dabei war er als Repräsentant des superheißen 2003er Jahrgangs wahrlich kein Methusalem. Das Bouquet bestätigte es mit Nachdruck: Im Glas vor mir war ein großer, reifer roter Italiener. Meine Zuversicht, den richtigen Wein doch noch gefunden zu haben, wuchs. Als ich den ersten Schluck des Cappello im Mund hatte, wich alle Nervosität. So schön rund und würzig, das Barrique so edel, und die Restsüße so dezent, aber auch so deutlich, dass sie es problemlos mit den vielen Rosinen und dem Zitronat des Gerichts aufnehmen konnte. Mit dem Vergleich von Aromen halte ich mich sonst ja zurück, aber in diesem Fall traue ich mich mal: Meine erste Assoziation war "Pflaumenmus", und "Karamell" trifft es glaube ich auch ganz gut. Am Ende dann ein Nachklang, der nicht enden wollte, mit diesem herrlichen adstringierenden Gefühl im Mund, für das ich italienische Rotweine so liebe.
Bezugsquelle
Wenn die diesmal sehr zutreffende Beschreibung auf der Website meines Lieferanten auch in diesem Punkt recht hat, muss man sich den Namen der Schöpfer dieses Weines, der Familie Candido, gut merken. Ich werde jedenfalls bei nächster Gelegenheit testen, ob auch die anderen Weine dieses Weinguts ein derart attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Für ganze 7,75 EUR bekommt man einen großen, reifen italienischen Rotwein, der in seiner Art an 20-jährige Großgewächse aus dem Bordeaux erinnert. Das sieht offenbar auch der italienische Weinverlag Gambero Rosso so, bei dem der Cappello di Prete es mit zwei Gläsern bis in die Endausscheidung geschafft hat.
Erfahrungsbericht zum Kochrezept
Ein Wort noch zu dem toskanischen Wildschweinragout: Die Sauce war mal wieder der Hammer, allerdings bekommt sie durch die großzügige Dosierung von Rosinen und Zitronat doch eine sehr süßliche Note. Beim nächsten Mal werde ich es statt mit Zitronat wohl mit Preiselbeeren versuchen und auch den Balsamico höher dosieren. Und die gebratene Rosmarinpolenta, von meiner liebsten Küchenhilfe streng nach Rezept zubereitet, verwandelte sich beim Versuch, sie zu braten, in eine babybreiartige, ölige Masse, die man leider nur noch dem Restmüll anvertrauen konnte. Hier werden wohl beim nächsten Versuch Bandnudeln oder vielleicht auch Semmelknödel zum Einsatz kommen, Sauce ist ja genug da.
Dieser Wein passt zu:
- Toskanisches Wildschweinragout (getestet)
- Gebratene Entenbrust mit Kaffeesauce (getestet)
- Pappardelle mit Hirsch-Ragù
Kommentare
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