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Edles von Aldi: Finca Sobreno Crianza DO 2004

von weinnase
21. Januar 2009

Finca Sobreno Crianza DO 2004
Ich freue mich, mich Euch heute vorstellen zu können. Ab sofort werdet Ihr von mir hier regelmäßig über Weine lesen, die ich zu mipis Rezepten ausprobiert habe und hier vorstellen werde.

Philosophisches

Ein paar Worte zu mir und meiner Philosophie: Ich würde mich zwar nicht als Weinkenner, aber als Weinliebhaber bezeichnen. Mit Wein beschäftige ich mich seit über 20 Jahren. Ein guter Wein ist für mich Bestandteil jedes guten Essens. Wobei "gut" heißen soll: Der Wein soll gut schmecken und gut zum Essen passen. Letzteres sehe ich ganz unideologisch, z.B. kann Rotwein zu Fisch erfahrungsgemäß eine echte Bereichung sein, hierzu werde ich demnächst etwas schreiben. Andererseits gibt es Kombinationen, die einfach nicht hinhauen, wie z.B. Sauvignon zu Spargel oder Syrah zu Brie-Käse. Ich möchte mich hier auf Weine beschränken, die man sich leisten kann, d.h. auf solche, die max. 10 Euro kosten.

Weine mit großen Namen (und entsprechenden Preisen) würde ich zwar nicht ablehnen, wenn man sie mir zu trinken anböte, aber ich finde, dass man in der Preisklasse bis 10 Euro so viele hervorragende Weine bekommt, dass ich mir solche Tropfen nie selbst leiste, sondern höchstens schenken lasse. Einzige Ausnahme, die ich mir ab und zu gönne: Mein Lieblingswein Châteauneuf-du-Pape. Ganz wichtig finde ich, dass es auch ohne größere Umstände möglich ist, einen Wein zu beschaffen, d.h. ich sollte ihn entweder in einem Fachgeschäft in meiner Nähe oder in einem Online-Shop bekommen können. In vielen Weinblogs gibt es umfangreiche Weintipps, als Bezugsquelle steht dann aber oft lapidar "Fachhandel". Leider haben längst nicht alle Winzer oder Weinhändler einen Online-Shop und sind auch nicht unbedingt für den Postversand gerüstet. Und wer macht sich schon die Mühe, extra ans andere Ende Deutschlands zu fahren, um einen Wein für das nächste Menü zu kaufen?

Wein und Sprache

Bekanntermaßen ist es sehr schwierig, den Geschmack von Wein mit Worten zu beschreiben. Das liegt daran, dass die Gehirnregionen für Sprache und Geruchserkennung entwicklungs-historisch zu ganz verschiedenen Zeiten entstanden sind. Daher haben beide Regionen bis heute Probleme, miteinander zu kommunizieren. In Weinkritikerkreisen hat sich deshalb eine blumige Sprache etabliert, deren Vokabular und Assoziationen mich immer wieder zum Lachen bringen, weil sie der Zoologie oder Medizin zu entstammen scheinen. Da ist dann schon mal von animalischen Aromen oder einem drucklosen Abgang die Rede. Man hat festgestellt, dass bei Blindverkostungen die Zuordnung der Weine zu solchen Beschreibungen fast immer völlig beliebig erfolgt. Trotzdem schafft man es fast jedes Mal, die um einen Sitzenden in einem Restaurant zum ehrfurchtsvollen Staunen zu bringen, wenn man einen Wein mit wichtiger Miene und unter Benutzung dieser Terminologie beschreibt. Ab und zu gönne ich mir einen solchen Spaß, da hat sich noch niemand getraut, zu widersprechen. Der Respekt der Tischgemeinschaft ist einem vielmehr für den Rest des Abends garantiert. Da mir nichts ferner liegt, als hier Eindruck zu schinden, werdet Ihr von mir solche Beschreibungen nicht zu lesen bekommen. Vielmehr habe ich vor, den Charakter eines getesteten Weines ganz umgangssprachlich zu beschreiben mit der Betonung darauf, wie er mit einem oder mehreren bestimmten Gerichten harmoniert. Damit möchte ich denjenigen Hilfestellung geben, die eins von mipis fabelhaften Rezepten nachkochen und für das perfekte Dinner den richtigen Wein suchen. Lange habe ich nach einem passenden Wein gesucht, mit dem ich mich Euch vorstellen kann. Der erste Versuch ging gründlich daneben: Die ausgeguckte Flasche - ein Geschenk einer entfernten Verwandten - hätte prima zum Essen gepasst. Leider hatte der Wein Kork. Wer diesen Geruch einmal erlebt hat, erkennt ihn sofort wieder. Schade! Aber davon werde ich in einem meiner nächsten Beiträge mehr erzählen.

Jetzt geht's endlich los

Jetzt endlich zur angekündigten ersten Weinvorstellung. Zur gebratenen Entenbrust mit Kaffeesauce habe ich den Finca Sobreno Crianza DO 2004 der Bodegas Sobreno in Toro, Spanien, genossen. Die Herausforderung bei diesem Gericht war es, einen Wein zu finden, der zum Einen zum säuerlich-fruchtigen Aroma des Kartoffelpürees mit Orangengeschack und des Rosenkohls à L'Orange passt, zum Anderen gegen die kräftige und leicht bittere Sauce gegenhalten kann. Beide Aufgaben erfüllt der Finca Sobreno perfekt, es ist ein typischer spanischer Crianza aus der Tinta de Toro, einem Ableger der klassischen spanischen Rotweintraube, der Tempranillo. Er ist würzig, kräftig und hat einen edlen Barrique-Charakter, wie es sich für einen solchen Wein gehört, sowie eine fein ausbalancierte Säure, die beim Trinken lange nachprickelt. Von den stattlichen 14,5% Alkohol merkt man kaum etwas, zumindest nicht bei den ersten drei Gläsern ;-) Robert Parker war dieser Wein immerhin 90 Punkte wert. Dafür ist er für 7,85 Euro ein reines Schnäppchen. Von der Parker-Punkteskala kann man halten, was man will, aber wenn man kräftige Rotweine mit Barrique-Ausbau mag, wird man da in der Regel gut beraten. Ein Satz noch zum Thema Dekantieren: Für manche ist es Schnick-Schnack, es macht aber definitiv säurebetonte Weine am Anfang ihrer Entwicklung besser zugänglich. Der Finca Sobreno benötigt dies nicht, er hat einen sehr reifen Charakter, wie bei den meisten Crianzas üblich, und die Säure ist gut eingebunden. Andererseits kann die angebrochene Flasche ohne Probleme zwei Tage verschlossen stehenbleiben, ich hab's gestern selbst ausprobiert.

Bezugsquellen

Interessanterweise gab es den Finca Sobreno vor einiger Zeit bei Aldi Süd zu kaufen. Diesem Umstand habe ich die Kenntnis dieses Tropfens zu verdanken. Ein Freund von mir checkt nämlich die Premium-Weine von Aldi regelmäßig. Ich selbst bin für solche Versuche zu geizig, bei meinem Selbstversuch war mir die Trefferquote guter Weine einfach zu gering. Die gute Nachricht: Man bekommt den Wein auch beim Online-Shop solvino.de. Weitere Bezugsquellen bei wein.cc.

Dieser Wein passt zu:

*) getestet heißt, dass ich das Gericht schon mal nachgekocht und entweder den Wein dazu probiert habe, oder mir ziemlich sicher bin, dass er dazu passen sollte.

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