Weinrallye #20: Spätburgunder Rotwein Spätlese trocken 2007 von Weingut Hercher zu Kabeljau mit Kartoffelkruste
Wein zum Fisch, aber nicht weiß und trocken - ein schönes Thema für eine Weinrallye und eine gute Motivation für mich, meinen Einstand in dieser erlauchten Community zu geben. Das Thema ist mir deshalb sympathisch, weil es eine gute Gelegenheit ist, alte Zöpfe und Konventionen des Weingenusses abzuservieren. Natürlich passt Rotwein zu Fisch! Das ist allein eine Frage der Geschmackskomposition. Und wenn es so tolle Gerichte gibt wie Kabeljau mit Kartoffelkruste, Rotweinschalotten und Spinat gibt, die den Rotwein sogar explizit einfordern, braucht man sich nicht mal zu überwinden.
Einem ungeschriebenen Gesetz in diesem Blog folgend, möchte ich meinen Wein nicht allein, sondern als kongeniale Ergänzung zu diesem fabelhaften Essen vorstellen. Wie bei so vielen Feinschmeckergerichten ist auch hier die Sauce die Zutat, die dieses Gericht zu etwas Besonderem macht. Die Kartoffelkruste gibt dem sonst eher zarten Kabeljau einen rustikalen Touch, sodass er auch gegen einen aromatischen Rotwein nicht in die Knie geht. Wie schon von mipi in dem Rezeptbeitrag angeregt, habe ich mich für einen deutschen Spätburgunder entschieden, und zwar durchaus für einen der kräftigeren Sorte. Und hier folge ich gern einer anderen Konvention, die definitiv sinnvoll ist: Derselbe Wein in die Sauce und ins Glas. Der Spätburgunder Rotwein Spätlese trocken 2007 von Weingut Hercher ist ein höchst eleganter Vertreter der badischen Rotweinkunst, trotz seiner Jugend mit einer fein balancierten Säure, einem vollmundigen, sortentypischen Fruchtaroma, einer leichten Restsüße und einem langen Nachklang am Gaumen. Dem Badischen Weinbauverband war dieses Meisterstück eine Goldmedaille wert. Familie Hercher hat noch weitere Varianten dieses Weins im Angebot, es gibt ihn auch als Kabinett und in Barriques ausgebaut. Die Barrique-Version wäre aber zu einem Fischgericht wohl doch zu kräftig gewesen, und die leichte Restsüße der Spätlese passt hervorragend zu dem eher deftigen Charakter des Gerichts.
Bezugsquelle
Zu verdanken habe ich diesen Wein einer entfernten Verwandten, meiner Tante Elke aus Umkirch. Sie versorgt meinen Vater immer großzügig mit Weinpaketen aus heimischer Produktion, und ich darf ihm dann beim Austrinken helfen. Für diejenigen, die nicht das Glück haben, mit einem solchen Wein beschenkt zu werden: Beim Weingut Hercher kann man ihn online zu fairen Konditionen (8,90 EUR die Flasche plus Versand) bestellen, auch in kleinen Mengen.
Das Risiko geschenkter Weine
Übrigens, vielleicht ein nettes Thema für eine zukünftige Weinrallye: Geschenkte Weine. Solche Weine haben die Besonderheit, dass sie oft eine nichtkalkulierbare Überraschung beinhalten. So auch dieser Wein. Beim Öffnen der Flasche schnüffle ich gewohnheitsmäßig am Korken. Diese Angewohnheit mag spleenig wirken, sie verrät aber schon eine Menge über die Qualität des gerade entkorkten Weines. Im vorliegenden Fall schöpfte ich gleich einen furchtbaren Verdacht, der sich mit zunehmender Öffnungszeit der Flasche leider konkretisierte: Der Wein hatte Kork! Das kann den besten Winzern passieren und spricht deshalb nicht gegen Familie Hercher. Die Qualität der Sauce hat das glücklicherweise nicht beeinträchtigt. Trinken konnte man ihn leider nicht mehr, im Gegenteil, der Korkgeruch wurde mit der Zeit immer schlimmer. Immerhin habe ich es (hoffentlich) geschafft, mir diesen Geruch bei der Beurteilung des Weins wegzudenken. War zwar nicht ganz einfach, aber die Qualität der Sauce war so überragend, dass sie für mich ein eindeutiger Grund ist, bei Gelegenheit eine weitere Flasche dieses Weines zu probieren und dann hoffentlich zu genießen. Ich hoffe, Tante Elke schickt demnächst wieder ein "Gluckerpaket" ...
Dieser Wein passt zu:
- Kabeljau mit Kartoffelkruste, Rotweinschalotten und Spinat (getestet)
- Tomaten-Sardellen-Risotto
- Portweinrisotto
- Involtini con spinaci e salsa di Marsala
Kommentare
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