Weinvergleichstest Nr. 6: Roséweine
Mit der Ansicht, dass Roséwein der ideale Sommerwein ist, habe ich die Gemeinschaft hier ja schon des Öfteren behelligt. Da ist es nur konsequent, angesichts von aktuell 34 Grad im Schatten einen entsprechenden Vergleichstest zu machen. Die drei Kandidaten stammen alle aus Europa, und um noch eine letzte Anlehnung an die gerade zu Ende gegangene Fußball-WM zu machen, bevor sie im Dunkel der Geschichte verschwindet: Auch hier scheidet Italien in der Vorrunde aus und Spanien kommt ins Finale, allerdings wird es diesmal von Überraschungssieger Deutschland geschlagen. Das Testpaket wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von unserem Sponsor Solvino.
Angetreten sind diesmal, in der Reihenfolge der Verkostung:
- Marques de Cáceres Rioja Rosado 2009, aus Spanien
- Ros Alba - Rosato Venezia Giulia IGT 2009, aus Italien
- Philipps Rosé - Qualitätswein 2009, aus der Pfalz
Marques de Cáceres Rioja
Den Preis für das hübscheste Etikett gewinnt der Marques de Cáceres wohl kaum. Es kommt reichlich barock daher, insbesondere zum zarten Rosa des Flascheninhalts will es überhaupt nicht passen. Das Bouquet ist ganz das Gegenteil, eher zurückhaltend, aber frisch und finessenreich, erinnernd an rote Beeren. Solvino spricht von "Kirschen und Waldbeeren, kombiniert mit floralen und würzigen Noten", was wir gern unterschreiben. Der Wein kombiniert überzeugend ein rundes Aroma mit zarter Säure, dabei ist er fein fruchtig mit einer angenehmen leichten Restsüße. Allerdings kann er sich gegen kräftige mediterrane Gerichte nicht ganz durchsetzen, der mit ihm genossene Gazpacho hat ihn, Landsmann hin oder her, doch etwas plattgemacht. Der Marques de Cáceres Rioja ist aus einer Rebsortencuvée von 80% Tempranillo und 20% Garnacha gekeltert und hat einen für Rosés opulenten Alkoholgehalt von 13,5 Vol.%, ohne dabei sprittig zu wirken. Zumindest nicht, wenn man ihn gut gekühlt (empfohlen wird eine Trinktemperatur von 8-10°C) genießt. Mit günstigen € 6,90 ist er der Preis-Leistungssieger dieses Vergleichstests.
Ros Alba Rosato
Mit einer interessanten Farbkombination wartete auch Kandidat Nr. 2, der Ros Alba Rosato aus Friaul-Julisch Venetien auf. Das vornehm blasse Altrosa des Weins biss sich mit dem Quietschrosa von Etikett und Banderole. Nun ja, wenn er mal eingeschenkt ist, sieht man das ja nicht mehr. Das Bouquet war zunächst kaum wahrnehmbar, wir meinten leichte Anklänge von Lavendel zu wittern. Die von Solvino versprochenen Aprikosen und Pfirsiche und den Honig vermochten wir nicht zu erkennen. Vielleicht lag das daran, dass wir den Ros Alba etwas zu kalt getrunken haben, empfohlen wird eine Trinktemperatur von vergleichsweise lauen 12-14°C. Vom Aroma blieb ein eher blumiger Eindruck hängen mit einem Touch Himbeere, aber auch Bonbons, genauer saure Drops, was etwas künstlich wirkte. Dazu kam, dass das Bouquet mit zunehmender Erwärmung im Glas leicht ins Muffige drehte. Insgesamt war die Begeisterung am Verkostungstisch nicht sehr groß. Der Ros Alba wird gekeltert aus den vom Bordeaux bekannten Rebsorten Merlot und Cabernet Franc sowie der mir unbekannten Refosco, offenbar eine alte lokale Rebsorte aus Friaul-Julisch Venetien. Der Alkoholgehalt liegt bei moderaten 12,5 Vol.%. Den Preis von € 9,70 finden wir angesichts der gebotenen Qualität etwas überzogen.
Philipps Rosé
Der dritte Kandidat war ein Produkt des hier schon eingeführten Starwinzers Philipp Kuhn aus dem pfälzischen Laumersheim. "Philipps Rosé" überzeugte durch sein frisches, zartes Bouquet, das angenehm leichte aber dennoch fruchtige (Erdbeeren) und würzige Aroma und die frische lebendige Säure, die ihn spritzig, fast prickelnd und dennoch weich wirken ließ. Das Mundgefühl war sogar leicht moussierend, was ja eigentlich nicht sein konnte. In den Verkostungsnotizen fand sich als Gesamteindruck die starke Aussage "schmeckt nach mehr". Liebhaber interessanter Cuvées kommen bei Philipps Rosé voll auf ihre Kosten, er ist gekeltert aus Spätburgunder, Cabernet Sauvignon und St. Laurent. Der Alkoholgehalt liegt bei angenehm leichten 11,5 Vol.%, was bei hohen Sommertemperaturen besonders zu begrüßen ist. Als Trinktemperatur werden 10-12°C empfohlen. Der Preis dieser deutschen Wertarbeit liegt bei absolut fairen € 7,50.
Fazit
Insgesamt hatten wir es bei diesem Test mit drei eher leichten und finessenreichen Vertretern der Gattung Rosé zu tun, eine Aromenbombe wie der Aroma Frambuesa war nicht darunter. Zu rustikalen oder pikanten mediterranen Gerichten können wir deshalb keinen der drei so richtig empfehlen. Das ist aber auch gar nicht schlimm, schließlich will man bei hochsommerlichen Temperaturen ja nicht gleich nach dem ersten Glas einen "in der Krone" haben. Der Marques de Cáceres aus dem spanischen Rioja hat gezeigt, dass man in Spanien nicht nur sehr gut Fußball spielen, sondern auch sehr gute Roséweine machen kann, das aber im Gegensatz zum spanischen Fußball vergleichsweise preiswert. Er bietet viel Wein fürs Geld und ist auch solo ein Genuss. Der Ros Alba kann die hohen Erwartungen, die er mit seinem Auftritt und seinem Preis geweckt hat, dagegen nicht erfüllen. Im Vergleich zu den beiden anderen Testkandidaten wirkte er eher blass, seine Aromen künstlich, und selbst mit dem dazu genossenen leichten Geflügelgericht vermochte er sich nicht anzufreunden. Was "Schland" bei der Fußball-WM nicht ganz geschafft hat, gelingt ihm hier mühelos: Platz eins im Rosé-Vergleichstest! Wer hätte das gedacht? Nun gut, die Franzosen waren nicht am Start, aber in deutschen Landen, wo immer noch reinsortige Weine für Qualität stehen und die Farbe Rosa eher bei süffigen Schlotzerweinen mit Namen Weißherbst zu finden ist, darf man den Sieg des Pfälzers Philipp Kuhn mit seinem exotischen Rosé schon als kleine Sensation betrachten. Wobei Kuhn seinen Wein gar nicht Weißherbst hätte nennen dürfen, denn so dürfen nur reinsortige (sic!) deutsche Rosés heißen. Gelesen, gelacht, gelocht. Philipps Rosé jedenfalls pfeift auf Adelstitel des deutschen Weinrechts und leistet sich trotzdem keine Schwäche. Er ist bei aller Leichtigkeit ausdrucksstark und spritzig, fast wie ein Vinho Verde, und macht mit und ohne Begleitspeise eine hervorragende Figur. Lieber Philipp Kuhn, bitte machen Sie weiter so! Weitere Weinvergleichstests auf mankannsessen.de
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