Foodblog - Gehoben, aber nicht abgehoben

"Le Beaujolais nouveau est arrivé!" - oder darf's lieber ein Junger Österreicher sein?

Beaujolaus nouveau und Junger Österreicher
Der dritte Donnerstag im November ist bei vielen Weinfans ein Kultdatum: "Le Beaujolais nouveau est arrivé!" - Der neue Beaujolais ist da! Dies hat eine lange Tradition. Der Verkauf jungen Weins des aktuellen Jahrgangs ist nach dem französischen Weingesetz eigentlich nicht erlaubt. Im November 1953 jedoch erstritten sich die Winzer des Beaujolais eine Ausnahmegenehmigung, ihren neuen bzw. ersten ("nouveau" bzw. "primeur") Wein ab dem dritten Donnerstag im November desselben Jahres verkaufen zu dürfen.

Seitdem flippt die gesamte Wein trinkende Welt regelmäßig Mitte November aus und stürmt die Weinregale. Angeblich werden jedes Jahr 40 Millionen Flaschen Beaujolaus nouveau produziert, von denen über drei Viertel nach Nordamerika, Japan, Deutschland und Großbritannien exportiert werden. Wie so oft ist ein Kult der Qualität eines Produkts nicht unbedingt zuträglich. Beaujolais hat in vielen Kreisen das Image eines Billigweins, und das teilweise zu Recht. Die Gamay-Traube, aus der er gekeltert wird, tritt im Qualitätsweinbau ansonsten nicht in Erscheinung.

Natürlich gibt es auch anspruchsvolle, reifere Beaujolais, im Vergleich zu ihren jungen Ablegern sind sie jedoch kommerziell wie kulinarisch vergleichsweise unbedeutend. Für einen Beaujolais nouveau vernünftiger Qualität muss man fast so viel ausgeben wie für einen ordentlichen Burgunder. Anlass genug für einen Test, ob das Geld gut angelegt ist. Wer Beaujolais partout nicht mag, für den gibt es mittlerweile zum Glück auch andere Primeur-Weine. Neben einem Beaujolais nouveau habe ich mir deshalb einen jungen Kremser aus Österreich genauer angeschaut und natürlich probiert.

Hedonistische Inspiration: Seezungenfilets mit Zitronen-Rosmarin-Sauce und Apfel-Lauch-Gemüse

Seezunge mit Zitronen-Rosmarin-Sauce und Lauchgemüse
Es war ein sehr puristisches Gericht, das die Hedonistin von Low Budget Cooking zur allerersten Cucina-rapida-Runde im Juli eingereicht hat: Saiblingsfilets mit Zitrone und Rosmarin. Aber die puristischen Gerichte sind oft die Besten. Und so habe ich das mit Seezunge anstelle von Saibling nachgekocht. Schmeckte auch super. Dazu passt Kartoffelpüree und Apfel-Lauch-Gemüse.

Mit Mmmmh-lecker!-Faktor: Tarte provençale

Tarte provençale
Tarte provençale ist eins von den vielen Gerichten, die nur in Frankreich so schmecken, wie sie schmecken sollten. Ich habe schon öfter versucht, sie nachzukochen, aber sie hat nie so geschmeckt wie an den Imbisstheken der französischen Supermärkte, von denen ich sie mir bei meinen Shopping-Fahrten immer mitgebracht habe. Jetzt habe ich endlich ein original französisches Rezept gefunden, und mir war klar, was ich immer falsch gemacht habe. Für den Mmmmh-lecker!-Faktor reicht natürlich kein Achtel Sahne, da gehört ordentlich Crème fraîche dran. Beim näheren Hinsehen kam mir dann einiges doch nicht ganz geheuer vor: Ein provençalisches Gericht ohne Olivenöl und Knoblauch? Konnte ich mir nicht vorstellen. Also die Zucchinischeiben in Olivenöl angebraten statt blanchieren und eine in Salz zerdrückte Knoblauchzehe unter die Tomaten gerührt, außerdem noch gebratene, marinierte rote Paprika dazu. Ja, aus dem Glas, ich geb's zu. Zumindest die türkischen Konserven schmecken wirklich gut, finde ich. Dito die Tomaten, die Mühe mit dem Brühen, Abziehen und Entkernen mache ich mir schon lange nicht mehr.

Konfierter Heilbutt mit Portweinrisotto und Safransabayon

Konfierter Heilbutt mit Portweinrisotto und Safransabayon
Dieses Gericht ist durch Inspiration des kleinen Kuriositätenladens entstanden, und zwar war Steph's Konfierter Saibling auf Venere-Risotto, dessen Ursprung hier liegt, die Vorlage. Hier wurde der Saibling durch Heilbutt ersetzt, und mangels Venere-Reis gab es dazu Portweinrisotto. Den grünen Touch lieferte Rosenkohl à l'Orange. Auch in dieser Kombination ist dieses Gericht ein echtes Highlight. Der bei niedriger Temperatur glasig gezogene Heilbutt war der Hammer. Selbst die leicht vermurkste Sabayon konnte das Gesamtbild nicht trüben (das Wasserbad war zu heiß, so dass das Eigelb zu schnell stockte. Abmildern konnte ich das mit einem beherzten Schuss aus der Noilly-Prat-Flasche, was den Alkoholgehalt der Sauce ziemlich erhöhte - aber so konnten wir uns den Aperitiv sparen ;-) ). Ausgesprochen gut passte übrigens der Orangenschalenabrieb zu dieser Kreation.

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann: Pasta mit Tomaten-Salsiccia-Sauce

Pasta mit Tomaten-Salsiccia-Sauce
Bei Fool for Food entdeckt: Pasta mit Tomatensauce und Salsiccia. Ganz davon abgesehen, dass das bei Fool for Food extrem köstlich aussah, hat es mich doch sehr an ein Gericht erinnert, das in Der Pate Teil 1 von den Mafiosi des Corleone-Clans immer dann gekocht wurde, wenn sie mit anderen Clans im Krieg lagen. Zum Nachkochen ist dieses leckere Gericht jedenfalls ein Angebot, das man nicht ablehnen kann* ;-) - dazu braucht es zum Glück nicht erst einen Mafiakrieg.

Ziegenfrischkäsecreme im Canachemantel an Pfirsichsauce

Artero Crianza 2006
Es gibt Dinge, die sind so genial, dass man erst mal drauf kommen muss. Zum Beispiel diese Ziegenfrischkäsecreme im Canachemantel. Ziegenfrischkäse und Schokolade?!? Ja, ganz genau. Auch wenn die Kombination von Süßem mit herbem Käse eigentlich ein alter Hut ist, in dieser Konsequenz ist das eine mutige Rezeptur. Solche innovativen Ideen finden sich hierzulande am ehesten im Badischen, der deutschen Gourmethochburg. Ein nordbadischer Verlag hatte vor einiger Zeit die Idee, ein Buch mit Rezepten innovativer Köche aus der Region herauszubringen. Geworden ist daraus das Kochbuch Kochstars von Baden-Baden bis Weinheim. Es enthält auf über hundert Seiten teilweise anspruchsvolle Rezepte der gehobenen badischen Gastronomie zum Nachkochen. Vertreten sind viele hochdekorierte Stars ihres Fachs mit Michelin-Stern und 16+ Gaultmillau-Punkten, wie Manfred Schwarz (schwarz Das Restaurant, Heidelberg), die Mannheimer Wolfgang Staudenmaier (Da Gianni), Norbert Dobler (L'Epi d'Or) und Thorsten Wittmann (Grissini), und Thomas Balensiefer, Chefkoch der Villa Hammerschmiede in Pfinztal, der sich dieses phänomenale Dessert ausgedacht hat.

Leicht vermurkst: Kabeljau-Wirsing-Roulade mit Pilzsauce

Kabeljau-Wirsing-Roulade mit Pilzsauce
Rouladen mit Wirsing zu machen, ist an sich eine gute Idee. Dumm daran ist nur, dass man lediglich die äußeren, großen Blätter gebrauchen kann und zunächst keine Verwendung für den restlichen Wirsing hat. Warum also aus dem Rest nicht eine Farce für die Füllung herstellen? Genau das wird hier gemacht. Die inneren Wirsingblätter werden püriert und mit Sahne, Wasabipaste und Eiweiß zu einer Farce verarbeitet, unter die schließlich geröstete Schinkenwürfel gerührt werden. Zusammen mit dem Kabeljau stellt diese Farce die Füllung der Rouladen dar, was denen ein sehr schön würziges und - durch den Wasabi - frisch-scharfes Aroma gibt. Desweiteren war die Idee, diesen frisch-scharfen Geschmack der Rouladen mit dem leicht erdigen Aroma einer Pilzsauce zu kombinieren. Geschmacklich ist das auch voll gelungen. Allein die Konsistenz der Sauce schmeichelte wegen ihrer Stückigkeit dem Auge nicht sonderlich, was aber wie gesagt dem Geschmack keinen Abbruch tat - und darauf kommt es ja schließlich in erster Linie an, oder? Fazit: Ein geschmacklich und von der Idee her voll überzeugendes Gericht, das dennoch Potential für Verbesserungen bietet. Daher ist es ab sofort zum Nachkochen und Verbessern freigeben.

Thailändisches Rindfleischcurry mit Feigen

Thailändisches Rindfleischcurry mit Feigen
Nach langer Zeit gibt es in diesem Blog mal wieder etwas aus dem sehr guten Buch Thai-Currys: 120 Rezepte von Vatcharin Bhumichtir. Zugegebenermaßen ist die Kombination aus gegrillten Rindfleischstreifen und Feigen erstens ungewöhnlich und zweitens - zumindest nach meiner bescheidenen Kenntnis der thailändischen Küche - alles andere als typisch für Thailand. Davon sollte man sich aber nicht vom Nachkochen abhalten lassen. Es war exquisit. Zu beachten gilt es allerdings, die Feigen nicht zu lange mitzukochen. Sie zerfallen sonst und sehen eher unappetitlich aus :-(

Fruchtiger Sizilianer: 2008 Feudo Arancio Nero d'Avola Sicilia Weinschlauch 5 Liter

Feudo Arancio
Feudo Arancio heißt auf gut Deutsch "Orangenhof". Das ist der Name eines sizilianischen Landweins, der seit einiger Zeit bei Jacques im Angebot ist. Dabei ist die Namensgebung nicht etwa ein Hinweis auf den durchaus fruchtigen Charakter dieses Weins, sondern darauf, dass Zitrusfrüchte das bedeutendste Agrarprodukt dieser Gegend sind. Die Liebhaber der sizilianischen roten Leitrebe Nero d'Avola dürfen sich freuen, denn sie bekommen mit dem Feudo Arancio ihren Lieblingswein im 5-Liter-Weinschlauch, und das bei einem fantastischen Preis-Leistungsverhältnis.

Farbenfrohe Geschmacksexplosion: Marinierte Streifen von der Lammhüfte mit Rote-Bete-Risotto und fruchtigem Wirsing

Marinierte Streifen von der Lammhüfte mit Rote-Bete-Risotto und fruchtigem Wirsing
Diese farbenfrohe Geschmacksexplosion ist frei nach Sarah Wiener entstanden. Sie hat seinerzeit eine ganz ähnliche Kreation beim Kerner gekocht. Gegenüber der Version der Kollegin Wiener wird hier allerdings anstatt Lammfilet Lammhüfte verwendet (welche oft saftiger ist), das Rote-Bete-Risotto muss hier ohne Trüffel auskommen (wir haben ihn aber auch nicht wirklich vermisst), und den Rosenkohl habe ich durch Wirsing ersetzt (wobei der Rosenkohl à l'Orange sicher auch sehr gut gepasst hätte). Alles in allem ist das Ergebnis ist eine ungewöhnliche, aber dennoch sehr leckere Kombination, die perfekt in die kalte Jahreszeit passt.