Foodblog - Gehoben, aber nicht abgehoben

Weinvergleichstest Teil 3: Deutsche Weißburgunder

Deutsche Weißburgunder
Nach den hier teilweise heiß diskutierten Exoten der letzten Zeit ist diesmal wieder eine Palette bodenständiger Traditionsprodukte des deutschen Qualitätsweinbaus an der Reihe, getestet zu werden. Allerdings geben wir zu, darauf nicht allein gekommen zu sein, vielmehr wurden wir angeregt durch ein freundliches Testpaket des Online-Weinshops Solvino. Getestet wurden drei Weißburgunder des Jahrgangs 2008 der Preisklasse 9-10 Euro. Dabei waren:

  • Reichsgraf von Kesselstatt Weißburgunder trocken 2008 aus Morscheid (Mosel),
  • Weingut Kranz Weißer Burgunder Kabinett trocken 2008 aus Ilbesheim (Pfalz) und
  • Philipp Kuhn Weißer Burgunder Tradition Qualitätswein 2008 aus Laumersheim (Pfalz).

Zum Zeitpunkt des Tests war es relativ schwierig, Hintergrund-Informationen zu diesen Weinen zu recherchieren, das hat sich seitdem glücklicherweise geändert.

Winzerlicher Genuss: Kalbscarrée mit Trauben-Pilz-Ragout

Kalbscarrée mit Trauben-Pilz-Ragout
Schon lange habe ich auf eine Gelegenheit gewartet, Claudio's Kalbscarrée nachzukochen. Die ergab sich endlich, als Weinnase und ich einen Test deutscher Weißburgunder durchführen durften. Dafür war dieses Carrée genau das Richtige. Der Weintest folgt in Kürze in diesem Theater. Zunächst einmal ist es gar nicht so einfach, hier Kalbscarrée zu bekommen. Der Metzger meines Vertrauens konnte es mir leider nicht beschaffen. Schließlich bin ich in der Fleischabteilung der Metro fündig geworden. Dort kann man es eingeschweißt kaufen. Die Qualität ist ordentlich.

Zubereitet wie bei Claudio war das Carrée der Hit: Zart und äußerst schmackhaft. Den Vogel hat jedoch die Sauce abgeschossen, die auf Basis der Fleischabschnitte des Carrées entsteht: Überaus aromatisch und intensiv im Geschmack. Wir haben sie mit Kartoffelpüree genossen. Der Jahreszeit gemäß gab es dazu ein Ragout aus Kräuterseitlingen und Weintrauben, welches mein Beitrag zum aktuellen Event des Gärtnerblogs ist.

Garten-Koch-Event Oktober 2009: Trauben & Wein

Wein aus der Wüste: Artero Muñoz la Mancha Crianza 2006

Artero Crianza 2006
Die spanische Weinregion La Mancha ist in Deutschland immer noch kaum bekannt. Und das, obwohl sie mit mehr als 500.000 Hektar Rebflächen das größte Weingebiet der Welt ist und die Hälfte der spanischen Weinproduktion liefert. Ebenso wenig bekannt ist, dass der typische spanische Wein eigentlich der Weißwein ist. 450.000 ha der Mancha sind mit der Weißwein-Rebe Airén bepflanzt, das entspricht ziemlich genau 50% der Rebfläche Frankreichs. Und das, obwohl nach dem Beitritt Spaniens zur EU ein Drittel der Rebflächen der Mancha stillgelegt wurden. Leider liefert die Airén nur äußerst durchschnittliche Weine, die allenfalls für die Brandy-Destillation taugen. Das Klima der Mancha (span. für "Schmutzfleck") ist extrem, im Winter sinken die Temperaturen auf -15°C, im Sommer erreichen sie bis zu 45°C. Dabei ist es fast wüstenhaft trocken. Trotz dieser unwirtlichen Bedingungen entstehen in der Mancha manche hervorragenden Weine, diese sind dann allerdings meist Rotweine. Führend ist dabei die edelste spanische Rotweinrebe Tempranillo, hier Cencibel genannt. Einer davon ist der Artero Crianza 2006 von den Bodegas Muñoz. So viel vorweg: So viel Wein für so wenig Geld bekommt man nicht alle Tage.

Gelungene Melange: Calamari ripieni di funghi porcini - Kalmare mit Steinpilzfüllung

Kalmare mit Steinpilzfüllung
Dass Meeresgetier nicht zusammen mit Pilzen ginge, hört man immer wieder einmal. Zum Glück ist das ein Irrglaube, wie dieses köstliche Gericht von Marcella Hazan zeigt. Der frische Meeresgeschmack der Kalmare passt überaus gut zu dem erdigen, intensiven Aroma der Steinpilzfüllung. Marcella weiß eben, was gut ist. Komplettiert wird das Ganze durch gratiniertes Röstbrot von hier.

Der Ultra-Wein: 2006 Kaiken Ultra - Cabernet Sauvignon

2006 Kaiken Ultra - Cabernet Sauvignon
Für den 2006 Kaiken Ultra - Cabernet Sauvignon habe ich gleich mit zweien meiner Gewohnheiten gebrochen. Nämlich erstens hier nur Weine der Preisklasse kleiner 10 Euro vorzustellen. Aber so etwas kann passieren, wenn man es bei der jüngsten Verkostung bei Jacques mit einem solchen Über- oder besser Ultra-Wein zu tun bekommt. Der Agenturinhaber hatte listig eine offene Flasche davon auf den Aktionsverkostungstisch geschmuggelt. Ich war leider etwas spät dran und konnte sozusagen nur noch das Ausstellungsstück erwerben. Und zweitens Weine aus der Rebsorte Cabernet Sauvignon zu kosten.

Seit einiger Zeit versucht sich ja alle Welt, sogar in unseren Breiten, an schweren, barrique-lastigen Rotweinen aus Syrah- oder Cabernet-Reben. Das ist für mich ungefähr so wie italienisches Bier - das geht schlicht und ergreifend gar nicht (sorry, war 2009 noch so). Lasst das bitte die Winzer machen, die was davon verstehen!

A propos Italien: Selbst italienische Rotweine sind immer öfter Cabernets. Und speziell die Neue-Welt-Weine der südlichen Hemisphäre schmecken oft übertrieben nach Holz und schwarzen Johannisbeeren, um mit Gewalt gegen die großen Gewächse aus Bordeaux anzustinken, anstatt die eigenen Stärken zu kultivieren. Solche Cabernets stehen bei mir deshalb eigentlich auf dem Index. Was bin ich im nachhinein froh, dass ich mir gleich zwei Mal einen Ruck gegeben habe ...

Herbstlicher Genuss: Lasagne ai funghi con un sugo di zucca - Pilzlasagne mit Kürbissauce und Balsamico-Portwein-Reduktion

Lasagne ai funghi con un sugo di zucca - Pilzlasagne mit Kürbissauce
Wie würde man eine herbstliche Lasagne zubereiten? Natürlich mit Pilzen und Kürbis. Die Rolle der Bechamel übernimmt dabei die Kürbissauce. Dadurch ist diese vegetarische Lasagne eher leicht und nicht so kalorienreich. Sehr gut hat uns die Kombination mit der Balsamico-Portwein-Reduktion gefallen. Denn obwohl die Kürbissauce mit Zitronensaft und Chili pikant abgeschmeckt war, wäre die Lasagne ohne die Reduktion wohl etwas langweilig gewesen. Mit der Reduktion aber war es großartig.

Cucina rapida ketzerisch: Pollo Tonnato

Pollo Tonnato
Auch auf die Gefahr hin, dass es bei der Lesern dieses Blogs nicht gut ankommt, möchte ich hier eine schnelle, aber auch ketzerische Variante des Klassikers Vitello Tonnato vorstellen. Sie ist deshalb ketzerisch, weil fast ausschließlich Fertigprodukte verwendet werden. Für den wenig-Zeit-habenden Berufstätigen ist es aber zeitlich oft nicht möglich Vitello Tonnato komplett selbst zuzubereiten (so wie hier in Variante 1 von lamiacucinas Rezept). Und da hilft die Pollo Tonnato-Variante, die nicht nur rapido zubereitet ist, sondern auch noch gut schmeckt. Und zwar wird Salsa Tonnata aus dem Glas und Hähnchenbrustaufschnitt (daher Pollo Tonnato) dekorativ auf einem großen Teller ausgelegt bzw. gestrichen und mit Kapern und Zitrone (dem einzig frischen in dieser Kreation) garniert. Fertig! Nach einem langen Arbeitstag schmeckt das zusammen mit frischem Baguette und einem Glas Weißwein überaus gut.

Gegrillte Rindersteaks mit Balsamico-Schalotten, Kartoffelgratin und Bohnengemüse

Gegrillte Rindersteaks mit Balsamico-Schalotten, Kartoffelgratin und Bohnengemüse
Die Balsamico-Schalotten, die es vor kurzem bei Deichrunners Küche gab, hatten es mir besonders angetan, waren sie doch laut Eva das Beste am ganzen Essen. Ähnlich wie bei ihr gibt es sie hier in einer klassischen Kombination zu Rindersteak, Bohnengemüse und Wolf Ueckers Kartoffelgratin. Und Eva hatte Recht, die Schalotten sind ein echtes Highlight. Auch zu kurz gebratenem Lamm kann ich sie mir sehr gut vorstellen.

Fenchel-Oktopus-Salat mit Orangen und Kreuzkümmel-Teriyaki-Vinaigrette

Fenchel-Oktopus-Salat mit Orangen und Kreuzkümmel-Teriyaki-Vinaigrette
Viele Male schon gab es bei uns Oktopussalat traditionell zubereitet. Der ist zwar sehr gut, allerdings ist er doch eher sommerlich und passt damit nicht so recht in die aktuelle Jahreszeit. Zeit also, etwas Neues auszuprobieren. Fündig geworden bin ich einmal mehr in Tanja Grandits Buch Aroma pur. Meine fröhliche Weltküche. Bei ihr wird der Oktopus mit Fenchel und Orangenfilets zubereitet und mit einer japanisch (Sushi-Ingwer, Teriyaki-Sauce) angehauchten Vinaigrette kombiniert. Das hört sich erst einmal sehr ungewöhnlich an, schmeckt jedoch zusammen ganz wunderbar und bekommt eine dicke Empfehlung.

Niedersächsischer Klassiker: Mandel-Butterkuchen

Mandel-Butterkuchen
Wenn man die angestammte Heimat verlässt, vermisst man neben den dort zurückgelassenen Freunden und Verwandten vor allem lieb gewordene regionale Gerichte oder Backwaren, die in der neuen Heimat nicht in der gewohnten Rezeptur oder Qualität zu bekommen sind. Als nach Baden-Württemberg emigrierter Niedersachse fehlte mir immer schon neben Braunkohl mit Brägenwurst und Thüringer Mett vor allem der gute niedersächsische Mandel-Butterkuchen, den es in der alten Heimat in jeder Backstube blechweise zu kaufen gab. Die Bäcker machten immer ein großes Geheimnis um die Rezeptur, deshalb ist es meiner Liebsten und mir bis dato nie gelungen, den Kuchen in überzeugender Qualität selbst zu backen. Es gibt zwar zahllose Rezepte in Kochbüchern und mittlerweile auch im Internet, aber so richtig "wie zuhause" geschmeckt hat der Kuchen irgendwie nie. Um so schöner, dass jetzt in einer kleinen Nachbargemeinde meines Geburtsortes eine Gruppe Hobbyköchinnen (in der Tat waren von den über sechzig Autoren nur sieben Männer) typische Regionalrezepte zu einem Kochbuch mit dem Titel "Almhorster Landküche - Rezepte von gestern und heute" zusammengetragen haben. Der echte norddeutsche Butterkuchen mit viel "guter Butter", wie unsere Großeltern zu sagen pflegten, darf da natürlich nicht fehlen. Und ich muss im Exil endlich nicht mehr auf einen meiner liebsten Kuchen verzichten. Überraschenderweise ist das Rezept kinderleicht, aber wie so oft gilt: Gewusst wie.